Schichtarbeit: Definition und Regelungen

Schichtarbeit: Definition und Regelungen

Schichtarbeit ist eine Arbeitszeitform, bei der sich Arbeitnehmer an einem Arbeitsplatz in zeitlicher Reihenfolge abwechseln. Dies kann in einer Vielzahl von Branchen erforderlich sein, wie z. B. in der Produktion, im Rettungsdienst, im öffentlichen Verkehr und im Gesundheitswesen. Schichtarbeit kann jedoch auch mit einigen Herausforderungen verbunden sein, wie z. B. Schlafstörungen, soziale Isolation und ein erhöhtes Risiko für bestimmte Gesundheitsprobleme.

Schichtarbeit ist in unserer modernen Gesellschaft notwendig, um die Bedürfnisse von Unternehmen und der Bevölkerung zu erfüllen. Es ist jedoch wichtig, diese Arbeitsform so zu gestalten, dass die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer minimiert werden.

Was bedeutet Schichtarbeit? Definition

Schichtarbeit liegt vor, wenn sich mehrere Beschäftigte an einem Arbeitsplatz nach geregelter zeitlicher Reihenfolge abwechseln. Schichtarbeit zählt zu den atypischen Arbeitszeitformen.

Das Prinzip führt dazu, dass ein Teil der Belegschaft arbeitet, während der andere Teil freihat. Schichtarbeit wird durchgeführt, wenn in einem Betrieb länger als die übliche Tagesarbeitszeit gearbeitet werden soll oder auch außerhalb der üblichen Tagesarbeitszeit Tätigkeiten oder Bereitschaftsdienste erforderlich sind. Meistens werden die Arbeitnehmer in Wechselschicht eingesetzt. Das bedeutet, sie arbeiten eine Woche früh, die nächste Woche spät und in der dritten Woche werden sie wieder in der Frühschicht oder in der Nachtschicht eingesetzt.

Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Modelle unterscheiden: Bei vollkontinuierlichen Schichtsystemen – auch Vollkonti genannt – wird in einem Betrieb rund um die Uhr (24 Stunden pro Tag) an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. Gerade in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes ist Schichtarbeit zum Beispiel nicht zu vermeiden: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Bahn und Justizvollzug.

Arbeitszeitmodelle der Schichtarbeit

Arbeitszeitmodelle, die durch eine kontinuierliche Produktion rund um die Uhr gekennzeichnet sind, stellen Unternehmen vor organisatorische Herausforderungen

  • Merkmale der vollkontinuierlichen Schichtarbeit
    • Schichten laufen „rund um die Uhr“ durch 
    • es wird an 7 Tagen in der Woche gearbeitet
    • Beispiele: Krankenhäuser, Pflegeheime, Pflegedienste, Feuerwehr, Polizei, teilweise auch produzierendes Gewerbe (z. B. Stahl, Chemie)

Schichtarbeit wird als „nicht kontinuierliche“ Schichtarbeit bezeichnet, wenn die Arbeitszeit am Ende des Tages unterbrochen wird. In der Regel passiert dies bei einem Zweischichtbetrieb mit Früh- und Spätschicht (auch Mittagsschicht genannt). Das teilkontinuierliche Schichtsystem ist oftmals dort anzutreffen, wo am Wochenende nicht gearbeitet wird:

  • teilkontinuierliche Schichtarbeit mit Nachtarbeit
    • 3-Schicht-System mit Nachtarbeit
    • Schichten laufen „rund um die Uhr“ durch 
    • es wird an fünf Tagen die Woche gearbeitet
    • das Wochenende wird freigehalten 
    • Beispiel: Produzierende Unternehmen
  • teilkontinuierliche Schichtarbeit ohne Nachtarbeit
  • Zweischichtbetrieb
  • Vier-oder-Fünf-Schicht-Betrieb

Welche Formen gibt es?

Klassischerweise wird der Arbeitstag in ein 3-Schicht-System mit Frühschicht (6–14 Uhr), Spätschicht (14–22 Uhr) und Nachtschicht (22-6 Uhr) eingeteilt. Auch rollierende Modelle sind möglich. Dabei sind Schichtmodelle starrer als versetzte Arbeitszeiten oder Arbeitszeitkonten.  

  • Frühschicht
  • Spätschicht
  • Nachtschicht

Meistens werden die Arbeitnehmer in Wechselschicht eingesetzt. Nicht immer können dabei atypischen Arbeitszeiten vermieden werden. Grundsätzlich erfolgt die Festlegung der täglichen Arbeitszeit entsprechend den betrieblichen Belangen. Eine einzelne Schicht dauert in der Regel acht Stunden.

Im Schichtplan werden Arbeitszeiten und Aufgaben von Angestellten festlegt. Es wird oft in einer tabellarischen Form dargestellt und enthält Informationen wie den Namen des Mitarbeiters, die Uhrzeiten, an denen er arbeitet, und die Aufgaben, die er während seiner Schicht erledigen muss. Der Schichtplan dient dazu, sicherzustellen, dass genügend Personal zur Verfügung steht, um die Anforderungen des Unternehmens zu erfüllen, und kann als Wochen- oder Monatsplan erstellt werden.

Die wichtigsten Fakten zur Schichtarbeit

  • Schichtarbeit bezieht sich auf Arbeitszeiten, die außerhalb der normalen Geschäftszeiten liegen, wie Nachtschichten, Frühschichten oder Wochenenden.
  • Schichtarbeiter haben Anspruch auf zusätzliche Pausen, Zuschläge und Entschädigungen für die Arbeit außerhalb der normalen Geschäftszeiten.
  • Es gibt keine Altersgrenze: Auch Arbeitnehmer, die über 50 Jahre alt sind, können demnach im Schichtdienst arbeiten
  • die Gesundheit und das Wohlbefinden kann beeinträchtigt werden, da der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gestört und die Zeit mit Freunden und Familie einschränkt ist.
  • Schichtarbeit erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Ãœbergewicht und Depressionen.
  • Schichtarbeit kann auch die Sicherheit beeinträchtigen, da müde Mitarbeiter ein höheres Unfallrisiko haben.
  • Arbeitgeber haben die Verantwortung, Schichtarbeiter zu unterstützen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen auf die Gesundheit und Sicherheit zu minimieren.

Schichtarbeit und Nachtarbeit

Für Nachtschichten gibt es besondere Regelungen, da die Arbeit in diesen Schichten für die Gesundheit belastender sein kann. Arbeitnehmer, die regelmäßig Nachtschichten arbeiten, haben Anspruch auf eine höhere Vergütung und auf besondere Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel kostenlose Gesundheitsuntersuchungen. Bei der manuellen Berechnung des Nachtschichtzuschlags ist es wichtig, die genauen arbeitsvertraglichen oder tarifvertraglichen Regelungen zu beachten.


Unternehmer nutzt Online-Schichtplaner mit Zeiterfassung zur Erstellung von Schichtplänen und Berechnung der Nachtzuschläge.

Keine Lust auf Rechnen?

Dann testen Sie unsere Software zur digitalen Schichtplanung! Damit können Sie Schichten planen, Zeiten erfassen und Zuschläge auswerten.


Gesetzliche Regelungen

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) in Deutschland regelt auch den rechtlichen Rahmen für Schichtarbeit. Es gibt Vorschriften für die Dauer der Schichten, die Dauer der Pausen sowie die Anzahl der Schichten pro Tag und Woche. Grundsätzlich gilt auch für Schichtarbeiter die tägliche Arbeitszeit von acht Stunden. Abs. 1 ArbZG schreibt eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden vor. Die tägliche Normalarbeitszeit darf jedoch auf bis zu 12 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von 6 Monaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt mindestens 11 Stunden Ruhezeit liegen.

Zu den Gesetzen, die die Schichtarbeit in Deutschland regeln, gehören:

  • Arbeitszeitgesetz
  • Ruhezeitverordnung
  • Jugendarbeitsschutzgesetz

Diese Gesetze regeln maximale Arbeitszeiten, Mindestruhezeiten und Einschränkungen für Minderjährige und stillende Mütter. Arbeitgeber müssen diese Vorschriften einhalten, um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten.

Wichtige Gerichtsurteile zur Schichtarbeit

Hier sind einige wichtige Gerichtsurteile zur Schichtarbeit in Deutschland:

Grundsätzliche Fragen zur Schichtarbeit

  • Bundesarbeitsgericht (BAG), Urteil vom 09.04.2014
    • Vereinbarung zur Erhöhung der Nachtschicht: Die Schichtfolge kann freiwillig im Nachtdienst auf maximal fünf Nächte in Folge erhöht werden. Diese Vereinbarung kann der Beschäftigte schriftlich ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von drei Monaten zum Monatsende kündigen.
  • Bundesarbeitsgericht (BAG), Urteil vom 10.12.2008
    • Art und Ort der Arbeitsleistung: Schichtarbeit ist nach Art und Ort der Arbeitsleistung sowie zeitlicher Dauer der Arbeit uneingeschränkt einsetzbar und unterliegt Einschränkungen nur hinsichtlich der Lage der Arbeitszeit und insoweit auch nur in Bezug auf die Nachtschicht.

Schichtarbeit und Schwerbehinderung

  • Bayerisches Landesarbeitsgericht (LAG), Urteil vom 27.01.2016
    • Kein Anspruch auf Befreiung: Schwerbehinderte Beschäftigte haben grundsätzlich keinen Anspruch auf Befreiung von Schicht- oder Nachtarbeit.
    • Anspruch auf behinderungsgerechte Gestaltung: Im Einzelfall kann jedoch ein Anspruch auf eine behinderungsgerechte Gestaltung der Arbeitszeit mit der Maßgabe bestehen, ihn wegen der Besonderheiten der Behinderung von Schicht- und/oder Nachtarbeit ganz oder teilweise auszunehmen (§ 164 Absatz 4 Nummer 4 SGB IX).

Schichtzulage

  • Bundesarbeitsgericht (BAG), Urteil vom 27.02.2013, 10
    • Höhe der Schichtzulage: Beschäftigte, die ständig Schichtarbeit leisten, erhalten eine Schichtzulage von 40 Euro monatlich. Beschäftigte, die nicht ständig Schichtarbeit leisten, erhalten eine Schichtzulage von 0,24 Euro pro Stunde.

Was sind die Vorteile?

Schichtarbeit bietet eine Reihe von Vorteilen für Unternehmen, von gesteigerter Produktivität und Effizienz bis hin zu verbessertem Kundenservice und Ressourcennutzung. Durch den 24/7-Betrieb können Unternehmen Spitzenlastzeiten bewältigen und haben eine größere Flexibilität bei der Planung und Personalausstattung. Darüber hinaus können mehrere Schichten denselben Arbeitszeitraum abdecken, um die Arbeitskosten zu senken und die Betriebskontinuität zu gewährleisten. Diese Aspekte machen Schichtarbeit zu einer wertvollen Option für Unternehmen, die ihre Betriebsabläufe optimieren möchten.

  • Geringere Stückkosten in der Produktion durch bessere Maschinenauslastung
  • Erhöhte Produktivität und Effizienz
  • Betriebskontinuität rund um die Uhr
  • Verbesserter Kundenservice und Zufriedenheit
  • Bessere Nutzung von Ressourcen und Einrichtungen
  • Fähigkeit, Spitzenlastzeiten abzudecken
  • Verbesserte Flexibilität bei der Terminplanung und Personalausstattung
  • Reduzierte Arbeitskosten, da mehrere Schichten dieselbe Arbeitszeit abdecken.

Was ist der Nachteil?

Kontinuierliche Schichtarbeit ist belastend. Vor allem die Gesundheit leidet unter dem Schichtbetrieb, das liegt häufig an wechselnden Schlafzeiten. Schichtdienst ist meist Arbeiten gegen die innere Uhr, die sich nach dem Tag-Nacht-Rhythmus richtet. Zusammenhängenden Arbeitstage und freie Tage variieren ständig. Schichtarbeit bringt die innere Uhr des Beschäftigten durcheinander. Deshalb sollten Arbeitgeber über ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement verfügen. Es wird daher empfohlen, jährlich eine arbeitsmedizinische Untersuchung durchführen zu lassen. Die Kosten für die arbeitsmedizinische Untersuchung muss der Arbeitgeber tragen.

  • Gesundheitliche Risiken
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    • Magen-Darm-Beschwerden
    • Essstörungen
    • zunehmende Schlafstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen
  • Soziale Risiken
    • schlechte Work-Life-Balance
    • Bestimmte Hobbys lassen nur eingeschränkt durchführen

Gestaltung nach wissenschaftlichen Erkenntnissen

Arbeitgeber haben die Verantwortung, Arbeitnehmer zu unterstützen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen von Schichtarbeit auf die Gesundheit und Sicherheit zu minimieren. Schichtarbeiter haben Anspruch auf zusätzliche Pausen, Zuschläge und Entschädigungen für die Arbeit außerhalb der normalen Geschäftszeiten. Damit Nachtschicht über mehrere Jahre und auch von älteren Beschäftigten durchgeführt werden kann, sollten Schichtpläne nach wissenschaftlichen Erkenntnissen altersgerecht gestaltet werden. Dies bedeutet u. a.

  • max. 3 Nachtschichten hintereinander,
  • nach der Nachtschichtphase mindestens 1 Tag, besser jedoch 2 Tage Freizeit sowie
  • Freizeitausgleich für Mehrbelastung bzw. Mehrarbeit

Schichtarbeit kann sowohl Vorteile wie flexible Arbeitszeiten und höhere Löhne als auch Nachteile wie Schlafstörungen und Beeinträchtigungen sozialer Beziehungen haben. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse und die Auswirkungen auf die Gesundheit abzuwägen, um zu entscheiden, ob Schichtarbeit die richtige Wahl ist.

Die Schichtarbeit wurde im 19. Jahrhundert eingeführt

Schichtarbeit entstand während der industriellen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts. Mit der Erfindung der Dampfmaschine waren die Fabriken Tag und Nacht in Betrieb, jedoch konnten die Arbeiter die Maschinen nicht rund um die Uhr bedienen. Das tägliche Abschalten der Maschinen führte zu hohen Kosten. Um die Auslastung der Fabrik und Maschinen zu maximieren, organisierten die Industriellen die Arbeit neu und führten den Zweischichtenbetrieb ein. Dies ermöglichte es, dass die Maschinen rund um die Uhr in Betrieb waren und die Produktion maximiert wurde

Weiterlesen:



Copyright 2024© Time Management Office GmbH. Alle Rechte vorbehalten.