Wenn Begriffe inflationär oder gar völlig falsch verwendet werden, dann sind Missverständnisse vorprogrammiert. „Projekt“ ist solch ein Begriff. Nicht nur, dass er heutzutage für viele Dinge herhalten muss, die rein gar nichts mit Projektarbeit oder Projektmanagement zu tun haben – auch die semantische Abgrenzung zu „Prozess“ verwässert zusehends. So werden „Projekt“ und „Prozess“ nicht selten sogar synonym verwendet. Dabei bezeichnen beide Begriffe Vorgänge, die ihrem Wesen nach höchst unterschiedlich sind. Projektmanager und -mitarbeiter outen sich in derlei Fällen schnell als Leichtgewichte und laufen Gefahr, im Team oder von Dienstleistern, Partnern und Kunden nicht ganz für voll genommen zu werden. Zudem kann ein undifferenzierter oder falscher Gebrauch von Fachtermini bei Angebotsanfragen oder Ausschreibungen zu Unklarheiten und Kommunikationsproblemen führen. Daher möchten wir nachfolgend einmal kurz die wesentlichen Unterschiede zwischen Projekten und Prozessen herausarbeiten.
Einzigartigkeit vs. Wiederholung
„Projekt“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „proiectum“ („das nach vorn Geworfene“) ab und bezeichnet ein zielgerichtetes, einmaliges Vorhaben. Zur Umsetzung dieses Vorhabens entwickelt das klassische Projektmanagement einen individuellen Plan, der unter anderem das Ziel vorgibt, den Einsatz der Mittel und Maßnahmen festlegt sowie Anfangs- und Endtermin bestimmt. Im Kern ist ein Projekt damit ein gelenkter, strukturierter Vorgang, der auf die Entwicklung eines neuen Produkts, Produktfeatures o. ä. ausgerichtet ist.
Dieses Moment der Einzigartigkeit des Vorhabens unterscheidet den Projektbegriff vom Prozessbegriff: Während Projekte Neues hervorbringen (sollen) und dazu teils sogar innovative Herangehensweisen etablieren, sind Prozesse geprägt von der Wiederholung bereits etablierter Vorgänge. Dieser Unterschied spiegelt sich auch in der lateinischen Wortherkunft „processus“ („Fortgang, Fortschreiten“) wider.
Problemlösung vs. Optimierung
Noch klarer wird der Unterschied, wenn man sich vor Augen führt, dass Projekte in aller Regel problemlösungsorientiert ausgerichtet sind, während Prozessen demgegenüber eine fortwährende Optimierungsorientierung immanent ist. Um es an einem (stark vereinfachten) Beispiel zu verdeutlichen: Ein Automobilhersteller startet ein Pilotprojekt zur Entwicklung eines neuartigen Hybridantriebs. Verlaufen sowohl das Projekt als auch alle nachgelagerten Schritte zur Vorbereitung der Markteinführung erfolgreich, so kann aus den einmal gewonnenen technologischen und merkantilen Erkenntnissen ein Serienfertigungsprozess generiert werden. Das Projekt ist damit als einmaliger Vorgang initial und konstitutiv für einen sich später immer wiederholenden Prozess, der dann im Folgenden weiter optimiert wird, um seine Qualität und Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund dürfen auch die Begriffe „Projektmanagement“ und „Prozessmanagement“ nicht miteinander verwechselt werden!
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